Im März auf Madeira

Câmara de Lobos
Câmara de Lobos

Madeira bietet so eine unglaublich vielfältige Landschaft mit wilden Küsten im Atlantik und dschungelartig anmutendem Grün im Landesinneren, dass es schon länger auf meiner Liste der Wunschziele stand. Am 14. März 2025 war es so weit: Wir waren zu zweit unterwegs und da es nur wenige Direktflüge auf die Sonneninsel vor der Nordwestküste Afrikas gibt, trafen wir uns am Flughafen Frankfurt, nicht ohne zur blauen Stunde in der einzigen Stadt Deutschlands mit einer nennenswerten Skyline ein Foto mitzunehmen. Nach einem ruhigen Flug von vier Stunden landeten wir am anderen Tag am Aeroporto Cristiano Ronaldo und übernahmen unseren Mietwagen. Das Haus, das wir in der Nähe des Flughafens gemietet hatten, war geräumig und praktisch, mit zwei Badezimmern waren wir morgens schnell startbereit, um pünktlich zum ersten Licht unterwegs zu sein.

 

Gerade angekommen warfen wir unser Gepäck ins Haus und starteten gleich zu unserem ersten Ziel in der Nähe, dem idyllischen Fischerörtchen Câmara de Lobos, das wir zur blauen Stunde mit stimmungsvoller Beleuchtung ablichten konnten. Die Supermärkte haben glücklicherweise bis 23.00 h geöffnet und wir konnten uns am Abend noch mit dem Nötigsten versorgen.

 

Ponto do Sol
Ponto do Sol

Da es am nächsten Tag morgens regnete, waren wir erst mittags unterwegs und sahen uns einen Spot an, den wir am nächsten Morgen fotografieren wollten. Oft führen nur Trampelpfade zu einem Aussichtspunkt, so dass es Sinn macht, den passenden Weg vorher bei Tageslicht zu erkunden. Eigentlich wollten wir uns eine Aussicht direkt am São Lourenço ansehen, allerdings war es dort so überfüllt, dass schlicht kein Parkplatz zu ergattern war. Also nahmen wir uns den Alice Peak vor, der ebenfalls einen spektakulären Blick auf die östliche Spitze der Insel bietet.

 

Zum Abend fuhren wir nach Ponta do Sol, einem weiteren malerischen Ort an der Südküste. Nach einem Aperol Spritz am Strand konnten wir einen spektakulären Sonnenuntergang genießen, der das Dorf ins rechte Licht rückte. Auch die schöne Brücke, die ins Meer führt, nahmen wir zur blauen Stunde noch mit.

 

Alice Peak
Alice Peak

Der Wecker meldete sich bereits um fünf Uhr, damit wir pünktlich am Alice Peak mit Blick auf die Landzunge São Lourenço waren. Den Weg, den wir ja vom Tag zuvor kannten, hätten wir in der Dunkelheit wirklich nicht gefunden. Also alles richtig gemacht. Der Sonnenaufgang war herrlich, wir waren ganz allein vor Ort, es war einfach ein großartiger Morgen in dieser wilden Landschaft.

 

Nachmittags fuhren wir an der nördlichen Küste entlang und sahen uns die traditionellen Casas de Santana an, strohbedeckte Bauernhäuschen und Wahrzeichen der Insel. Ansonsten hatten wir wenig Glück mit den Motiven. Bei Sturm und immer wieder starkem Regen war die Straße zum Haus bei Queimadas komplett gesperrt, genauso wie der Strand in Ribeira da Janela mit seinen berühmten Felsnadeln. Ärgerlich, aber da ahnte ich noch nicht, dass das nicht das Schlimmste an dem Tag sein sollte...

 

Nach den Misserfolgen im Norden machten wir uns Richtung Südküste auf, um das letzte Licht am Wasserfall von Ponto do Sol einzufangen. Es war extrem stümisch, aber das Licht war schön. Wir waren knapp dran, weil wir ja alles anders geplant hatten. Also die Rucksäcke hingeworfen, Kamera raus, Objektiv vom Weitwinkel auf Standardzoom gewechselt und schon nahm die erste Monsterwelle meinen Rucksack samt Weitwinkel mit. Ein Sturz von ca. 1,5 Metern und eine Ladung Salzwasser drin. Trotz sofortiger Trocknung insbesondere der Kontakte war nichts mehr zu retten. Auch am nächsten Tag wurde nur Blende f00 angezeigt und der Fokus war ebenfalls ausgefallen. Die nächsten fünf Tage ohne Weitwinkel in dieser sagenhaften Landschaft zu fotografieren war keine gute Aussicht...

 

Ilhéu de Santa Catarina
Ilhéu de Santa Catarina

Es nützte ja alles nicht, es musste auch ohne Weitwinkel weiter fotografiert werden. So waren wir morgens an den Felsen Ilhéu de Santa Catarina, die unterhalb der Landebahn des Flughafens liegen. Ich habe selten so viel Hochkantaufnahmen wie in dieser Woche gemacht, weil ich eben auf die 24mm Brennweite des Standardzooms angewiesen war. Die Alternative waren Panoramen, die ich aus sechs bis sieben Hochkantbildern zusammengesetzt habe, das funktionierte aber bei dem starken Wellengang an diesem Spot nur begrenzt.

 

Nach dem schönen Sonnenaufgang zog es zu und regnete immer wieder. Nichtsdestotrotz waren wir ja zum Fotografieren auf der Insel, also fuhren wir später Richtung Fanal. Der berühmte Lorbeerwald wurde im Dezember 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist wirklich ein besonderer Ort.

 

Auf dem Weg zum Fanal im Landesinneren nahm der Regen zu. Es schüttete wie aus Kübeln. Nun muss man wissen, dass die Straßen auf Madeira schmal und ausnahmslos steil sind. Gefälle um die 20 oder sogar 30 Prozent sind keine Seltenheit. Das Wasser kam uns also in Sturzbächen entgegen geflossen, bis wir uns dem Plateau des Lorbeerwaldes näherten.

Fanal
Fanal

Oben angekommen erwartete uns zur Belohnung für die grenzwertige Anfahrt die perfekte Stimmung. Nebel reichlich waberte zwischen den uralten Bäumen umher. Dazu ging ein scharfer, eiskalter Wind, der die Nebelfetzen immer mal wieder in andere Richtungen trieb. Der Besucherandrang hielt sich in Grenzen und wir konnten uns in aller Ruhe austoben. Schöner hätten wir den Feenwald nicht antreffen können.

 

Anders als auf der Hinfahrt nahmen wir zurück den Weg über den Norden und hatten nochmal Fotografenglück: der Strand in Ribeira de Janela war nicht mehr gesperrt, so dass wir die bekannten Feldnadeln doch noch auf unsere Speicherkarten bannen konnten.

Miradouro do Abismo
Miradouro do Abismo

Am anderen Tag erwartete uns morgens wieder Regen. Der zog im Laufe des Tages ab und wir widmeten uns dem Touristenprogramm: Cabo Girão ist mit seinen 589 m das höchste Kap Europas mit atemberaubendem Blick die Steilküste hinunter. Dann ging es nach Funchal. Besonders die schöne Altstadt mit ihren kunstvoll bemalten Türen ist sehenswert. Schließlich tranken wir noch einen Poncha, ein traditionelles Getränk auf Madeira. Es besteht aus Aguardente de cana-de-açúcar, einem madeirischen Brand aus Zuckerrohrsaft, Honig und einheimischen Orangen oder Zitronen. Lecker!

 

Zum Sonnenuntergang sollte es zum Miradouro do Abismo gehen. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf São Lourenço, die östliche Spitze der Insel. Parkplätze gab es dieses Mal zu fortgeschrittener Stunde reichlich, allerdings war der Weg einigermaßen abenteuerlich, weil wir den offenbar sanfteren Anstieg über den Bergrücken verpassten und stattdessen steil die Felsen direkt unterhalb des Aussichtspunktes hinaufkletterten. Mangels Weitwinkel musste ich wieder mehrere Hochkantaufnahmen für ein Panorama machen, das Ganze wie immer bei ordentlich Wind, es bleib herausfordernd. Am Ende des Tages hatte sich die Mühe für diesen wunderbaren Blick aber gelohnt.

 

Miradouro do Rancho
Miradouro do Rancho

Es ging wieder früh los. Ponto do Rosto war unser Ziel, auch ein Blick auf São Lourenço, aber auf die Nordseite. Dieser Spot zeichnete sich durch eine schnelle Anfahrt und Parkmöglichkeiten fast direkt am Aussichtspunkt aus. Nach all der Kletterei in den letzten Tagen eine Erholung!

 

Nachmittags besichtigten wir den Jardim Botanico, eine traumhaft angelegte Anlage auf mehreren Ebenen mit allem, was auf Madeira wächst.

 

Zum Sonnenuntergang wollten wir eigentlich auf den Pico Ariero, kehrten aber um, als wir extremen Nebel auf der Webcam sahen. Ein Fehler wie wir später erfuhren, als wir sahen, wie schön es aufriss. Wie dem auch sei, wir hatten uns für den Strand von Praia Formosa entschieden, der eine beeindruckende Felsformation bietet. Leider war der Strand wegen wieder mal extrem hohen Wellengangs komplett gesperrt. Also schnell einen neuen Spot in der Nähe suchen. Unsere Wahl fiel auf Miradouro do Rancho, ein Aussichtspunkt an der Seilbahnstation Teleférico das Fajãs do Cabo Girão. Die Sonne stand perfekt und ein paar schmückende Wolken gab es auch, so dass wir doch noch zufrieden mit unserer Ausbeute in unser Ferienhaus zurückkehrten.

 

Porto da Cruz
Porto da Cruz

Am anderen Morgen verschlug es uns nach Porto da Cruz im Nordosten Madeiras. Dort hat erkaltete Lava bizarre Formationen am Strand hinterlassen. Ein farbenfroher Sonnenaufgang beleuchtete diesen wilden Küstenabschnitt ganz nach unseren Vorstellungen.

 

Nachmittags ging es nach einem Kaffee am Yachthafen von Machico nochmals Richtung Pico Ariero. Wieder hing der Gipfel in den Wolken. Dazu war es mit 6°C und starkem Wind trotz Daunenjacke und winddichter Regenjacke drüber unfassbar kalt, zumal wir an die sonnigen 20°C unten an der Küste bestens gewöhnt waren. Wir wanderten bis zum Aussichtspunkt Ninho da Manta, immer in der Hoffnung, dass der starke Wind die Wolken vertreiben könnte. Aber Irrtum, es war permanent für Wolkennachschub gesorgt. Nach einigem Ausharren kapitulierten wir vor der Kälte und fuhren zurück. Heute würden die Wolken den Pico Ariero nicht mehr freigeben.

 

Am 22. März stand für uns nach einer wunderbaren Woche auf Madeira der Rückflug an, natürlich wieder über Frankfurt. Die Zeit bis zum Abflug vertrieben wir uns nochmal in Funchal. Wir besichtigen die Cristiano-Ronaldo-Statue sowie einen kleinen Park am Kreuzfahrtterminal und entspannten in der Sonne bei einem guten Kaffee.

 

Sieben Tage mit wechselhaftem Wetter, spannenden Eindrücken, traumhaften Sonnenauf- und -untergängen, einzigartigen Ausblicken auf eine spektakuläre Landschaft, rund 1.000  gefahrenen Kilometern und jeder Menge Spaß lagen hinter uns. Das Fazit unserer an Erlebnissen und Eindrücken reichen Woche: Madeira lohnt sich und da wir einige Ziele nicht so angetrafen, wie wir es uns vorgestellt hatten, und weitere Spots auf unsere Liste noch offen sind, bleibt uns wohl nicht anderes übrig als nochmal wiederzukommen.

 

Die Eindrücke unserer Reise findest du unter Madeira, die Impression aus Frankfurt a.M. unter Cityscapes.

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Kommentare: 4
  • #1

    Sabine Stolzenburg--aposab1958 (Mittwoch, 26 März 2025 19:04)

    Hallo lieb Ulla,
    es hat mir so viel Spaß gemacht deinen Bericht zu lesen, die Fotos zu schauen, ich mag Madeira sehr udn war schon 3 mal dort, allerdings ohne gute Kamera--meine Aufenthalte sind schon länger her. Deine Aufnahmen verlocken, noch mal dorthin zu reisen. Mit dem Wetter hattest Du ja kein Glück--so viel Regen und Sturm. Bei meiner letzten Reise hatte ich auch viel Regen und Sturm-im Mai.
    Toll geschrieben dein bericht!!
    Liebe Grüße Sabine

  • #2

    Andrea Richey (Mittwoch, 26 März 2025 20:33)

    Toller Bericht! Tolle Bilder! ☺️
    Liebe Grüße Andrea

  • #3

    Ulla Moswald (Donnerstag, 27 März 2025 12:55)

    @Sabine: es war herausfordernd, aber das ist mir allemal lieber als mit blauem Himmel (mein Todfeind *g*)

  • #4

    Sigrid (Donnerstag, 27 März 2025 15:19)

    Hallo Ulla, toller Bericht und super schöne Fotos. Die Anstrengung hat sich gelohnt.
    Einige "Spots" erkenne ich wieder. Ich war 1997 � auf der Insel und erinnere mich noch gut an die plötzlichen Regenschauer und den starken Wind � Damals noch analog unterwegs ist mein Objektiv duch eine Vollbremsung auf den Boden geknallt und war kaputt. Ich hatte aber nur das eine Objektiv. Deshalb gibt es kaum Fotos. So kann es auch ausgehen. Liebe Grüße Sigrid