Am 21. November ging es für mich 430 km gen Osten nach Rügen. 2017 war ich zuletzt dort, seinerzeit habe ich viele Motive liegen lassen, so dass es Zeit wurde, die schöne Insel mal wieder zu besuchen.
Ich war nicht alleine unterwegs, sondern habe am Workshop von Ronny Behnert und Daniel Hohlfeld
teilgenommen, beide bekannt für ihre minimalistischen Langzeitbelichtungen. Aber selbst Ronny hat sein Lieblingsgrau im November nicht gepachtet, so dass ich überraschend oft meine geliebten
Pastellhimmel vorgefunden habe. Die Touren mit Ronny sind erfahrungsgemäß bestens geplant und perfekt durchgeführt und der Spaß kommt auch nicht zu kurz, so war es auch dieses Mal auf
Rügen.
Ich bin bereits am Mittag vor Beginn des Workshops auf Rügen angekommen, so dass ich natürlich vorher schon einen Spot mitgenommen habe, von dem ich wusste, dass er bei Ronny und Daniel nicht auf der Liste steht. Ich war in der Piratenschlucht bei Sassnitz, wo die steinige Küste auf malerische Kreidefelsen trifft, typisch Rügen also. Mich erwartete ein wunderschöner Sonnenuntergang, der mich die Eiseskälte am Strand vergessen ließ. Danach ging es in das ausgesprochen angenehme Cliff Hotel Rügen in Sellin und ich traf zum Abendessen auf Ronny, Daniel und fünf weitere Fotografen.
Am anderen Morgen ging es früh los, um beim ersten Licht am Strand zu sein. Die Statue Kaysa, fußläufig vom Hotel gelegen, stand auf dem Programm. Wir hatten Glück: das Wasser war absolut ruhig, so dass mit längeren Belichtungszeiten wunderbare Spiegelungen entstanden. Dazu gab es herrliches Licht, so dass wir hochzufrieden zum Frühstück zurück ins Hotel gehen konnten.
Danach zog es zu und für uns stand Altefähr auf dem Programm. Dort findet man verwitterte Pfähle und rostige Überbleibsel wovon auch immer im Wasser und die Kulisse von Stralsund im Hintergrund.
Zwischendurch setzte leichter Schneefall ein und für uns ging es zum Leuchtturm Maltzien. Wenn man verrückt genug ist, geht man ins Wasser und positioniert sich auf glitschigen Steinen, um weitere Steine im Vordergrund zu haben. Gummistiefel sind natürlich Pflicht!
Am zweiten Tag ging es wieder früh los und zwar zur Seebrücke Sellin, dem Klassiker schlechthin auf Rügen. Im 20. Jahrhundert erbaut, mehrfach zerstört und
wiederaufgebaut, zuletzt in den 1990er Jahren ist die Seebrücke Sellin mit ihren 394 m und der Tauchgondel am Ende die längste Seebrücke der Insel.
Und was für ein Glück: das bekannte Wahrzeichen war noch beleuchtet. Noch im Laufen das Stativ ausgezogen, 1 Minute 10 Sekunden belichtet - dann ging das Licht aus.
Manchmal muss man schnell sein, auch bei der entschleunigten Langzeitbelichtung.
Danach war genug Zeit bei einem schönen Sonnenaufgang die Seebrücke und die Tauchgondel entspannt aus verschiedenen Perspektiven abzulichten. Und schon wieder hatten wir uns das Frühstück verdient.
Mittags ging es Richtung Sassnitz, wo wir das alte Leuchtfeuer als Motiv für den nächsten Morgen für gut befanden und dann zum Kap Arkona. Mit einer Bimmelbahn, bei der uns insbesondere der pampige Fahrer beeindruckte, ging es für 4 EUR vom Parkplatz Putgarten zum Kap Arkona. Dort führt eine Treppe hinunter zur Steilküste und unten wartete unser Motiv für den Sonnenuntergang: das ehemalige Pegelhaus und ein gestrandetes Objekt, das wie eine alte Walze aussieht.
Die Ruine des alten Pegelturms stammt aus einer Zeit, in der am Kap Arkona noch ein Schiffsanleger betrieben wurde. Die Anlegestelle wurde 1953 bei einer Sturmflut zerstört. Das Pegelhaus ist heute ein großartiges Motiv an diesem wilden Küstenabschnitt.
Da wir bis zum letzten Licht fotografierten, hatte sich der schlecht gelaunte Fahrer der kleinen Bahn in seinen bestimmt verdienten Feierabend verabschiedet und wir mussten wir den Rückweg zum Parkplatz zu Fuß antreten. Für die tolle Stimmung am Strand hat sich das aber allemal gelohnt!
Am letzten Tag war "Ronny-Wetter", d.h. leichter Regen und alles schön dunstig. Perfekt für unser Ziel am Morgen: das alte Leuchtfeuer in plakativem Rot am Hafen von Sassnitz.
Vorher waren wir noch an der Kurmuschel von Ulrich Müther, ebenfalls in Sassnitz. Das sehenswerte Bauwerk hat leider ein bisschen lost-place-Charme, weil der eigentlich dekorative Boden vor der Kurmuschel schon lange niemanden gesehen hat, der die Fugen säubert. Davon abgesehen hätte man hier beim Bau des Ensembles etwas akkurater vorgehen können. Der innere Monk des Fotografen liebt es, wenn alles sauber zentriert und geordnet ist, also die Linien des Vorplatzes gerade auf die Mitte der Kurmuschel zulaufen. Aber an die Fotografen hat beim Bau der Kurmuschel offenbar niemand gedacht.
Einmal gründlich durchnässt ging es zum letzten Frühstück ins Cliff Hotel und zum Abschluss stand die Bildbesprechung an. Jeder warf ein paar Fotos der letzten Tage in den Ring und mit Ronnys geübtem Auge gab es Impulse und Tipps, um alles noch eine Spur perfekter in Szene zu setzen.
Alles in allem mal wieder ein gelungene Reise - für mich die letzte in diesem Jahr - mit tollen Motiven und feinem Licht, danke Ronny und Daniel! Einige Ziele auf Rügen stehen noch auf meiner to-do-Liste, das heißt, ich muss auf jeden Fall nochmal wiederkommen.
Die Fotos von Rügen findet ihr in der Galerie unter "Deutschland" und "Schwarzweiß".
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