Auf in den Norden Dänemarks

Fischkutter, Slettestrand
Fischkutter, Slettestrand

Nordjütland stand schon lange auf meiner to-do-Liste. Anfang Oktober war es dann soweit. Ich war mit einer befreundeten Fotografin aus Hamburg unterwegs, wir hatten uns in Løkken ein ausgesprochen schönes Ferienhaus gemietet. Die Wetteraussichten waren miserabel, Regen, Regen und nochmals Regen kündigten unsere Apps an. Aber wir gaben die Hoffnung auf schöne Motive und Stimmungen natürlich nicht im Vorfeld schon auf.

 

Am ersten Abend schauten wir uns kurz den Ort an und suchten am Strand schon mal nach den besten Perspektiven. Für Fotos war das Wetter einfach zu schlecht.

 

Am anderen Tag ging es morgens gleich an den Strand von Løkken. Das einsame Haus oben auf den Dünen war unser Ziel. Dem Haus standen der komplett bedeckte Himmel und die diesige Stimmung sogar ganz gut.

 

Nach dem dann bereits verdienten Frühstück fuhren wir nach Blokhus, einem wunderschönen Örtchen, in dem ich mir einen Urlaub gut vorstellen könnte. Hier standen sogar noch ein paar für die Region typische Badehäuschen am Strand. Die bekannten weißen Badehäuser von Løkken waren bereits alle in ihr Winterquartier umgesiedelt.

 

Schließlich statteten wir am späten Nachmittag noch Slettestrand und Thorup einen Besuch ab, wo wir auf der Suche nach den traditionell an Land liegenden Fischkuttern fündig wurden.

Mod Hjemve, Asaa
Mod Hjemve, Asaa

Am Folgetag standen wir wieder früh auf und fuhren an den Strand von Lonstrup, um weitere Fischkutter abzulichten. Hier lagen mehrere Boote wirklich dekorativ am Strand, noch dazu gab es herrlich sanften Nebel. Auf dem Hinweg entdeckten wir schon einige perfekte Windflüchter, die wir im dichten Nebel natürlich auch noch mitnehmen mussten.

 

Gegen Mittag fuhren wir gen Norden. Der Nebel hielt sich immer noch und das bis Asaa, unserem ersten Ziel an der dänischen Ostsee. Hier hatten wir einige malerisch verstreute, bunte Badehäuser im Visier. Aber zunächst blieben wir am Hafen bei der Skulptur "Mod Hjemve" (Gegen Heimweh) von Palle Mørk hängen, die natürlich Erinnerungen an unseren gemeinsamen Besuch der Kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen weckte. Als wir schließlich bei den bunten Badehäusern ankamen, riss leider der Himmel schon etwas auf.

 

Anschließend ging es zu einem weiteren Wahrzeichen in der Region Skagen, "Den Tilsandede Kirke". Das Kirchenschiff wurde im Lauf der Zeit mehr und mehr vom Sand eingenommen, so dass es abgerissen wurde und jetzt nur noch der Kirchturm in der Heidelandschaft steht. Wir umrundeten das Motiv von allen Seiten, einfach war es nicht, hier eine ansprechende Perspektive zu finden.

 

Unser Highlight in Skagen war allerdings, dass wir dort endlich vernünftigen Mobilempfang erlebten, nachdem uns Google Maps mangels Empfang schon mehrfach im Stich ließ und wir das im Auto verbaute Navi bemühen mussten, das allerdings nicht jeden Spot kennt, der in meiner extra zusammengebauten Google-Maps-Dänemark-Karte markiert ist. An der Netzabdeckung müssen die Dänen in Nordjütland wirklich noch arbeiten.

 

Zum Schluss stand noch das einsame Haus am Strand von Skagen auf unserer Liste. Hier half auch Google Maps nicht, weil der zuerst anvisierte Parkplatz keinen Zugang zum Strand hat und der zweite Parkplatz überhaupt nicht mehr existent ist. Hier steht mittlerweile ein Haus und auf dem Rückweg hatte auch noch ein Bagger einen Sandhaufen auf dem einzigen Weg platziert, den es erst wieder abzutragen galt. Schlussendlich haben wir das Haus gefunden und ich konnte es in einer Eilaktion vor dem nächsten Regen doch noch fotografieren.

Kutter am Strand von Vorupør
Kutter am Strand von Vorupør

Heute stand ein Trip nach Cold Hawaii an. Wirklich: Cold Hawaii nennt sich das Surferparadies an der Küste Thys zwischen Agger im Süden und Hanstholm im Norden.

 

Wir hatten starken Wind um die 80 km/h, der im Laufe des Tages noch zunahm und die Arbeit mit dem Stativ unmöglich machte.

 

Unser erster Halt war am Strand von Vigsø. Dort liegen einige Bunker im Wasser, die die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nach der Besetzung Dänemarks zwischen 1942 und 1945 als Teil des Atlantikwalls errichtet hat. Relikte aus unrühmlichen Zeiten, mit denen man sich an der Nordsee arrangiert hat. Sei es durch bunte Bemalung - wie in Vigsø - oder indem man die Bunkerreste in Skulpturen verwandet hat - zum Beispiel in Blåvand.

 

In Hanstholm schauten wir uns die Mole an, aber an fotografieren war wegen des Sturms und der hoch spritzenden Gischt nicht zu denken. Der gemütliche Ort Klitmøller war uns auch einen Rundgang wert. Klitmøller besticht durch eine modern gestaltete Promenade im Kontrast zu den alten, kleinen Fischerhäuschen. Unerschrockene Surfer waren natürlich auch auf dem wilden Wasser unterwegs.

 

Zu den malerischen Fischerhäusern in Stjenberg haben wir nur einen kurzen Abstecher gemacht, um dann unsere Zeit beim Bummeln durch das schöne Vorupør zu verbringen. Der Sturm nahm nochmal zu, natürlich aus West, so dass auch hier die See gegen die Mole krachte und das Wasser hoch am Strand stand. Nach einem leckeren Essen am Strand von Vorupør gab es leider nur ein paar Freihand-Aufnahmen der Kutter vor dem bezaubernd schönen Sonnenuntergang, weil absolut nicht dran zu denken war, ein Stativ in den Böen aufzustellen. Aber: es war ein rundherum gelungener Tag mit vielen Eindrücken aus dieser tollen Gegend.

Hirtshals Fyr
Hirtshals Fyr

Das Wetter blieb mehr als wechselhaft. Einen wunderbaren Sonnenaufgang verpassten wir bzw. konnten ihn nur von unserer Terrasse aus bewundern.  VIEWFINDR hatte die Himmelsröte zwar korrekt vorausgesagt, aber wir hatten am Vorabend keinen lohnenswerten Sonnenaufgangsspot in Ostrichtung ins Auge fassen können, den wir in vertretbarer Zeit hätten erreichen können. Fotografenpech.

 

Auf dem Programm stand heute Hirtshals Fyr. Der Leuchtturm ist umgeben von 69 Bunkern. In einem der Bunker mussten wir zwischenzeitlich vor einem kräftigen Regenschauer Unterschlupf suchen. Letztendlich war mein Wunschbild, der Leuchtturm aus der Perspektive eines Bunkerganges, doch im Kasten.

 

Abends ging es nochmal an den Strand von Løkken zu den Bunkern und zum einsamen Haus auf der Düne. Der Strand von Løkken ist mit dem Auto befahrbar, was außerordentlich praktisch ist, wenn man sich zwischen zwei Regenschauern nicht allzu weit vom Schutz bietenden Gefährt entfernen möchte.

 

Der Sonnenuntergang bescherte uns wunderschöne rosa Wolken, allerdings blies der Wind immer noch kräftig, so dass Belichtungszeiten im zweistelligen Sekundenbereich schon ausgeschlossen waren, aber das war ja nun nichts Neues.

Bølgen, Vejle
Bølgen, Vejle

Unsere Zeit in Dänemark neigte sich dem Ende zu. Was uns herbe enttäuscht hat, war, dass es zu einem Besuch beim Rubjerg Knude Fyr nicht gereicht hat. Die ersten Tage passte das Licht nicht, an den letzten beiden Tagen war es zu stürmisch. Unser Equipment und wir wären auf der Düne des Rubjerg Knude sandgestrahlt worden oder gleich weggeflogen. Der Rubjerg Knude war für mich eigentlich der Hauptspot in der Gegend und der Grund, dass wir uns unweit von diesem ikonischen Motiv in Løkken einquartiert hatten. Das Gute daran: wir haben Grund genug, wiederzukommen!

 

Auf der Rückfahrt machten wir noch in Vejle Halt, um dort das Wahrzeichen der Stadt namens Bølgen (Die Welle) zu fotografieren. Das außergewöhnliche Wohnhaus am Hafen verlangt geradezu nach einer Langzeitbelichtung, die uns aufgrund der mittlerweile gemäßigten Windbedingungen auch möglich war.

 

Alles in allem: die Bedingungen hätten besser sein können, aber wir haben das Beste draus gemacht und kommen bestimmt wieder.

 

Die Fotos vom Besuch bei unserem nördlichen Nachbarn findet ihr in der Galerie unter Dänemark und Schwarzweiß.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Joachim Bach (eddie) (Samstag, 19 Oktober 2024 14:11)

    Ein sehr interessanter und spannender Reisebericht ist das! Schade das das Wetter nicht migespielt hat, aber so ist das nun mal leider! Gefällt mir sehr gut!
    Liebe Grüße eddie