Drei Tage Sylt im August

Sonnenuntergang am Quermarkenfeuer Rotes Kliff
Sonnenuntergang am Quermarkenfeuer Rotes Kliff

Mein fünfter Trip nach Sylt, auf die wunderschöne Insel in unserem an fantastischen Landschaften nicht armen Nordfriesland sollte im August stattfinden. Ich wollte unbedingt mal zur Heideblüte dort sein, wenn die Dünen Lila tragen. Dass Hochsaison ist, hat mich zwar in Kenntnis der überlaufenen Strände bei uns in St. Peter-Ording abgeschreckt, aber in der Nebensaison blüht eben die Heide nicht. Also Augen zu und durch. Womit ich nicht gerechnet habe - womit man aber ehrlicherweise im norddeutschen Sommer immer kalkulieren muss - war das Wetter, das mein größtes Problem werden sollte. Nach langen sonnigen, warmen und relativ windstillen Wochen im Norden war nun ein Sturmtief für meine Reisezeit angesagt. Und das hatte es in sich.

 

Am ersten Abend zeigt sich der Himmel noch von seiner schönen Seite und ich war am Ellenbogen, genauer gesagt am Leuchtturm List West, den ich bei meinen bisherigen Besuchen zugunsten des schöneren Leuchtturms List Ost immer links liegen gelassen hatte. Da die Sonne recht früh hinter den Dünen verschwand, hatte ich genug Zeit, noch nach Kampen zu fahren. Dort war ich erst am Roten Kliff und nach Sonnenuntergang noch am Quermarkenfeuer. Und hier gab es ja Heide reichlich, die erwartungsgemäß in voller Blüte stand. So konnte ich den ersten Abend glücklich, dass sich mein lila Traum bereits erfüllt hatte, mit dem letzten Licht beschließen.

 

Strandaufsicht Hörnum
Strandaufsicht Hörnum

Am anderen Morgen war es bedeckt, so dass ich nicht zum Sonnenaufgang unterwegs war, aber doch am frühen Morgen gegen kurz nach sieben. Die Strandaufsicht in Hörnum war mein Ziel. Hier habe ich in der Nebensaison bereits das leere Gestell fotografiert, als minimalistisches Motiv durchaus dekorativ. Aber jetzt sollte die blaue Hütte abgelichtet werden. Früh am Tag bei zugezogenem Himmel, kühlen Temperaturen und viel Wind war ich bestimmt alleine dort, nahm ich an. Irrtum: direkt hinter der Strandaufsicht traf man sich offenbar zur Morgengymnastik. Nun ja, da hieß es warten, bis die Truppe ihre Übungen beendet hatte. Aber da sich das Licht ohnehin nicht änderte, war das kein Problem, und ich konnte einen kurzen Regenschauer gemütlich in einem Strandkorb verbringen.

 

Buhnen am Weststrand
Buhnen am Weststrand

Nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel ging es wieder los, zuerst an den Weststrand. Am Strand von Rantum gibt es sowohl fotogene Hütten der Strandaufsicht als auch Buhnen, die ich bei Niedrigwasser fotografieren wollte, um die Wattstrukturen schön zur Geltung zu bringen. Um 10.15 h war Niedrigwasser und pünktlich war ich vor Ort. Aber die Nordsee ist ja nicht planbar. Der Westwind drückte das Wasser so stark an Land, dass natürlich kein Watt zu sehen war. Ok, man muss sich mit den Gegebenheiten arrangieren, wie sie sind, also nahm ich die Wasserbewegungen rund um die Buhnen mit. Die größte Herausforderung war natürlich der Wind: mein stabilstes Stativ tief in den Sand gerammt waren längere Belichtungszeiten als 0.3 Sekunden unmöglich, weil die Böen am Equipment zerrten und die Bilder verwackelten. Aber die Bedingungen waren wie sie waren und so wurde das Wasser schön dynamisch.

 

Strandaufsicht am Abschnitt 5.10
Strandaufsicht am Abschnitt 5.10

Danach fuhr ich zu Odde, der Südspitze Sylts mit ihren markanten Tetrapoden aus Beton, die die Wellen brechen und so die Kraft des Wassers mindern sollen. Allerdings wird die Südspitze Sylts trotzdem immer weniger. Dass sich die Küstenlinien an der Nordsee ändern, Inseln zu Halbinseln werden oder umgekehrt, liegt eben seit Jahrhunderten in der Kraft des Meeres begründet. Daran wird der Mensch nichts ändern. Die Gischt der Wellen, die sich am Beton brachen, spritzte nur so und es war Filter wischen vor jeder Aufnahme angesagt.

 

Im Anschluss fuhr ich zur Braderuper Heide. Hier war das Licht aber wirklich zu trist, um die Fotos mitzubringen, die ich mir vorstellte. Also ging es wieder nach Rantum. Ich hatte noch eine der schönen Hütten der Strandaufsicht im Visier. Nachdem ich am Strandabschnitt 5.30 vormittags nicht sonderlich zufrieden war, weil die Hütte etwas zu weit weg vom Aufgang lag, von dem aus ich fotografieren wollte, und die Schrift ziemlich abgeschrammelt war, wollte ich mir noch den Abschnitt 5.10 ansehen. Und siehe da: diese Hütte lag besser und die Schrift war auch bestens erhalten. Der Wind war abermals mein größter Feind, zumal er auf halber Höhe der Düne besonders heftig angriff. Aber nach einigen Versuchen konnte ich eine akzeptable Aufnahme mit 0,3 Sekunden Belichtungszeit mitnehmen.

 

Zu guter Letzt bin ich an diesem Tag nochmal zum Ellenbogen hochgefahren, um eins der typischen Seezeichen in den Dünen mitzunehmen. Hier wurde ich dann aber auch ordentlich nass und am späten Nachmittag war klar, dass an weitere Fotospots nicht mehr zu denken war.

Das angekündigte Sturmtief war im Anmarsch und veranlasste mich, mein Ticket für den Autozug am anderen Tag vom Nachmittag auf den Morgen umzubuchen. Es waren im Laufe des Tages Böen bis 110 km/h angesagt. Ob der Autozug dann noch fahren würde und ob ich dann da oben draufstehen möchte, wollte ich nicht live erleben und entscheiden. So verließ ich Sylt nach dem Frühstück, alles in allem mit der Fotoausbeute für die Kürze der Zeit und die unwirtlichen Bedingungen doch zufrieden. Und meine größte Befürchtung war nicht eingetreten: die Strände waren trotz Hochsaison wirklich leer. Vermutlich versammelten sich die Urlauber aufgrund des Wetters in der Friedrichstraße in Westerland zum shoppen oder verbrachten ihre Zeit in den zahlreichen Cafés der Insel.

 

Es war übrigens die Abschiedstour mit meiner geliebten Canon R5, zu Hause war während meiner Abwesenheit bereits die R5 MkII eingetroffen.

 

Das nächste Mal werde ich auf jeden Fall spontan nach Sylt fahren, nämlich dann, wenn das Wetter verspricht, was ich am liebsten habe: bunte Himmel und halbwegs ruhige See. Aber: die nördlichste Insel in unserem Landkreis ist immer eine Reise wert!

 

Mehr Bilder von diesem und vorhergegangenen Sylt-Trips unter Schleswig-Holstein.

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