Im Juli war ich mit einer Nachbarin für drei Tage auf Helgoland. Zum siebten Mal war ich jetzt bereits auf der Hochseeinsel und ich bin jedes Mal wieder gerne dort. Die beschauliche, autofreie Insel mit ihrer vorgelagerten Düne ist einfach Entspannung pur. Vor allem, wenn die Tagesgäste gegen 16.00 h alle abgereist sind, wird es gemütlich.
Luftlinie ist Helgoland nur 55 km von Tating entfernt, aber die Anreise nimmt - wie auf jede Insel Schleswig-Holsteins - doch ihre Zeit in Anspruch. Nach Büsum ist es nur eine halbe Stunde Fahrt, dort ließen wir das Auto stehen und setzten mit dem Schiff "MS Funny Girl" nach Helgoland über.
Nach zweieinhalb Stunden auf dem Schiff erreichten wir die Insel, ließen unser Gepäck ins Hotel "Zum Hamburger" auf dem Oberland bringen und checkten erstmal ein. Allein der Seeblick vom Zimmer bis auf die Düne rüber ist schon einmalig schön.
Dann starteten wir bei feinstem Sommerwetter einen Inselrundgang. Erst ging es zum Unterland, wo wir einen schönen Spaziergang bis zum westlich gelegenen Strand machten. Danach kehrten wir im Fahrstuhl aufs Oberland zurück. Dort drehten wir noch eine Runde über den Roten Felsen bis zur Langen Anna und zum Vogelfelsen, wo sich die Basstölpelkolonie nach der Vogelgrippe im letzten Jahr scheinbar wieder gut erholt hat. Die Kolonie war wie immer von viel Getöse und nachbarschaftlichen Streiterein geprägt und die Elternpaare kümmerten sich hingebungsvoll um ihren flauschigen und teilweise bereits mächtig gewachsenen Nachwuchs.
Zu unserem Hotel gehört das wirklich gute Restaurant "Isola Bella", in das wir abends einkehrten und - auch für mich zum ersten Mal - die Helgoländer Spezialität Knieper, die Scheren des Taschenkrebses, gegessen haben. Hat man das Knieperfleisch erstmal mehr oder weniger fachgerecht aus den Scheren befreit, ist es zusammen mit schwarzen Tagliatelle ein Genuss!
Ich bin danach natürlich nochmal zum Vogelfelsen gegangen. Abends ist einfach mehr los in der Tölpelkolonie, es wird viel geflogen und eifrig gefüttert. Noch dazu war das Licht wirklich wunderbar. So liebt man es als Fotograf.
Nachdem ich mit meiner Kamera einige Tölpel eingefangen hatte, baute ich mein Stativ zum Sonnenuntergang an der Langen Anna auf, dem 47 Meter hohen Brandungspfeiler aus rotem Buntsandstein.
Die Sonne steht im Juli perfekt und der Himmel wurde 15 Minuten, nachdem die Sonne weg war, traumhaft schön.
Die meisten Touristen verlassen ja dankenswerterweise jedes Terrain, sobald die Sonne im Meer versunken ist, so auch hier und dann wurde es angenehm leer. Besser hätte ich das Wahrzeichen der Insel nicht antreffen können.
Am anderen Tag war es morgens erst regnerisch und bedeckt, so dass es mich zum Sonnenaufgang nicht rauszog. Nach dem reichhaltigen Frühstück im Hotel ging es mit der kleinen Dünenfähre rüber auf die vorgelagerte Düne. Das Wetter hatte sich inzwischen darauf besonnen, dass Hochsommer war.
Gemütlich umrundeten wir die ganze Düne, fanden ein paar wunderbar geformte Helgoländer Feuersteine, sahen flauschigen Möwenküken in der Kolonie vor dem Flugplatz zu und konnten schließlich noch Seehunde beim Baden und Chillen beobachten. Natürlich durfte zum Abschluss eine Einkehr im Dünencafé nicht fehlen.
Wieder zurück auf der Hauptinsel befassten wir uns erstmal erfolgreich mit dem steuer- und zollfreien Einkauf - ein Muss auf der Insel! Auf Helgoland zahlt man weder Umsatz- noch Mehrwertsteuer und auch keine Zollgebühren bei der Einfuhr aufs deutsche Festland. Das Privileg der Abgabenfreiheit ist Queen Victoria zu verdanken, die sich damit bei den seinerzeit britischen Helgoländern dafür bedankte, dass das Empire die Insel von 1808 bis 1813 als Schmuggelplatz gegen Napoleons Kontinentalsperre genutzt hat. Die Einwohner sollten ihre eigenen Zölle erheben und damit ihren Haushalt bestreiten. Als die Insel 1890 zum Deutschen Reich kam, wurde daran nichts geändert. Bis heute zählt die Insel weder zum Zollgebiet der Europäischen Union noch zum deutschen Steuergebiet, was auch Besuchern einen zoll- und mehrwertsteuerfreien Einkauf ermöglicht.
Weil unser Hotelrestaurant Ruhetag hatte, gingen wir zum Essen in die Mocca Stuben, ebenfalls sehr empfehlenswert. Allein die Kellnerin fand, dass auf der Terrasse wohl genug Gäste saßen und wies
jeden, der wie wir draußen Platz nehmen wollte, in besorgt-unheilvollem Ton auf die drohend dunklen Wolken hin, die mit Sicherheit gleich Regen bringen würden. Und von nassem Essen könne sie nur
abraten. Wir ließen uns nicht irritieren und unser Optimismus gab uns recht: es reichte für ein trockendes Essen einschließlich einer Crème brûlée zum Nachtisch.
Für den zweiten Abend hatte ich mir ein paar Motive im Unterland vorgenommen. Die herrlich bunten Hummerbuden - auch so ein Wahrzeichen Helgolands - zeigten sich im schönsten Abendlicht, so hatte ich es mir gewünscht!
Die Hummerbuden sind ehemalige Schuppen und Werkstätten der Fischer der Nordseeinsel. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und der Wiederbesiedelung Helgolands 1952 wurde diese bunte Kulisse am Hafen geschaffen. Die Buden beherbergen heute Geschäfte und Cafés.
Am Anleger der Dünenfähre gibt es wunderschöne Lampen nebst Fahnenstangen, die man mit Langzeitbelichtungen hervorrangend minimalistisch in Szene setzen kann. Das sollte mein zweites Motiv an diesem Abend und das letzte auf Helgoland sein.
Am anderen Tag hieß es Sachen packen und dem Gepäckservice pünktlich hinstellen, damit es zum Anleger gebracht wird.
Dann nutzten wir die Zeit, den Bunkerstollen zu besichtigen, der die Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg von den Angriffen der Alliierten schützte. Ein bedrückendes Zeugnis der großen Bombenangriffe auf die Marinebasis und Festung Helgoland.
Am Vortag hatten wir bereits die Ankündigung gelesen, dass Ausflugsschiffe teilweise nicht fuhren, weil erhebliche Wellenhöhen erwartet wurden. In den Apps war Wind um die 55 km/h angesagt. Ok, also mittags nochmal kurz stärken und besser nicht direkt vor der Rückfahrt. Wir gingen zum Fischbrötchenimbiss und mir ist zum ersten Mal passiert, wovor Touristen an den deutschen Küsten immer wieder gewarnt werden. Kaum hatte ich zum ersten Mal in mein lecker frisches Lachsbrötchen gebissen, kam von hinten eine Möwe auf Raubzug vom Himmel geschossen und griff sich das gesamte Brötchen. Na super. Das zweite Brötchen schützte ich besser;-)
Auf der Rückfahrt war der Wellengang durchaus zu spüren, aber da wir uns einen Platz unten am Heck gesucht hatten, war es dann doch ok. Unser Schiff landete pünktlich wieder in Büsum und kurz darauf hatte Tating uns nach drei wundervollen Tagen wieder.
Mehr Bilder aus Helgoland findet du in der Galerie unter Schleswig-Holstein und Tierisches.
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