Im April ging es für mich nach Amrum. Um die kleine Insel in der Nordsee zu besuchen, muss ich ja nicht einmal unseren schönen Landkreis Nordfriesland verlassen. Allerdings ist Übersetzen mit der Fähre ab Dagebüll angesagt, so dass die Anreise durchaus Zeit in Anspruch nimmt. Das Auto ist natürlich dabei, auch wenn Amrum so klein ist, dass man sogar mit einem eBike zurecht käme - wenn man nicht so viel Zeug wie Fotorucksack, Stativ und anderes Zubehör dabei hätte.
Wir bezogen unser wirklich schönes, kleines Hotel Anka in Norddorf und gingen gleich los Richtung Strand. Und der ist auch das Highlight auf Amrum. Unendlichen Strand mit bis zu zwei Kilometern Breite bin ich ja aus St. Peter-Ording durchaus gewöhnt, aber die Dünen auf Amrum sind wirklich außergewöhnlich. So wunderschön, hoch und ausladend sind die wenigsten Dünen an der Nordsee.
Nachdem wir uns abends bei einem Italiener in Norddorf gestärkt hatten, ging es zum Sonnenuntergang wieder an den Strand. An der Himmelsleiter, die auf eine der Aussichtsdünen führt, und unten am Strand mit seinen tollen Spiegelungen am flach stehenden Wasser erlebten wir gleich einen sehenswerten Sonnenuntergang in allen Farben, die die Nordsee zu bieten hat.
Am nächsten Tag war es überwiegend bewölkt. Wir fuhren Richtung Leuchtturm, den wir von allen Seiten umrundet haben und der nicht einfach in Szene zu setzen ist. Schließlich fanden wir in den Dünen eine Möglichkeit, diese dekorativ mit dem Leuchtturm im Hintergrund zu setzen.
Außerdem wollten wir uns noch das weitaus kleinere Quermarkenfeuer Amrum ansehen. Dieses liegt weit weg von irgendwelchen Parkplätzen, so dass wir uns über einen der typischen Bohlenwege aufmachten. Wir kamen allerdings nicht weit, weil wir in den Dünen Fasane entdeckten. Die sind auf Amrum so zahlreich und aus unerfindlichen Gründen so wenig scheu, dass man sie mit der geringen Brennweite unserer mitgeführten Landschaftsobjektive problemlos fotografieren kann. So lagen wir ein ums andere Mal bäuchlings auf dem Bohlenweg und im Wald, um diese farbenfrohen Vögel zu portraitieren. Da wir dank dieser unverhofften Motive nicht weit gekommen waren, gaben wir unseren Plan, zum Quermarkenfeuer zu gehen, erstmal auf und gönnten uns Kaffee und fantastischen Kuchen im Café Schult in Norddorf - man muss auch mal Prioritäten setzen.
Da es grau in grau blieb, lockte uns kein Sonnenuntergang mehr. Trotzdem waren wir mit unserer Fotoausbeute hochzufrieden.
Dieser Tag begann nochmals grau. Mit einer Temperatur im einstelligen Bereich und einem ordentlichen Wind aus Nordwest war es gefühlt Winter, was uns nicht davon abhielt nach einem gemütlichen Frühstück loszuziehen.
Erst ging es nach Steenodde, wo sich ein niedliches Bootshaus in den Dünen als Motiv anbietet. Dann zog es uns - Wind und Kälte hin oder her - wieder an den Strand, wo wir zunächst ein paar minimalistische Motive ablichteten. Schließlich fuhren wir zur Südspitze von Amrum, wo der Strand sich mit zahlreichen, unglaublich hübschen Dünengraspuscheln schmückt, die sich teilweise im hier und da noch aufgelaufenen Wasser spiegelten.
Fun fact am Rande: von unseren minimalistischen Motiven in der Nähe des Leuchtturms hätten wir es zu Fuß näher zu den Dünengraspuscheln gehabt als mit unserem Rückweg zum Auto, 1 km Fahrt gen Südspitze der Insen und wieder ewig lang durch die Dünen laufen. Aber hinterher ist man immer schlauer und laufen schadet ja auch nicht.
Der Himmel wurde immer dunkler und bedrohlicher, wir waren immer noch fasziniert von den niedlichen Minidünen vor der eigentlichen Dünenkette. Schließlich näherten wir uns dieses Mal aus südlicher Richtung schon wieder dem Leuchtturm - so klein ist Amrum - aber diese dramatische Atmosphäre war natürlich perfekt für entsprechende Fotos, zumal sich der Turm in rot-weiß bestens von diesem Himmel abhob.
Dermaßen gut durchgepustet kamen wir trockenen Fußes wieder zum Auto und hatten uns schon wieder einen Besuch im Café Schult verdient. Da es nicht mehr aufriss, ersparten wir uns einen abendlichen Gang an den Strand und ließen den Tag später beim Italiener ausklingen.
Am letzten Tag schellte der Wecker um 5.00 h, die Wettervorhersagen versprachen einen schönen Sonnenaufgang und VIEWFINDR hatte Himmelsröte vorausgesagt. Pünktlich gegen sechs Uhr standen wir an der Südspitze von Amrum im Dünenpuschelland und warteten auf den Sonnenaufgang. Und das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt! Von satt rot brennenden Wolken bis zu zartem Rosa in der Gegenrichtung wurde alles geboten. Die flach stehende Sonne ließ die Strukturen im unberührten Sand plastisch erscheinen. Genuss pur, Fotografenherz was willst du mehr?
Nach dem Frühstück war auschecken angesagt und da der Tag sonnig blieb, gingen wir ohne Fotoausrüstung Richtung Norden zur Odde raus, diesen Teil der Insel kannten wir ja noch nicht. Hier erstreckt sich ein Paradies für Vögel aller Art, Weißwangengänse, Graugänse, Ringelgänse, teilweise schon mit Nachwuchs, Stare in beeindruckenden Formationsflügen, Kiebitze, Austernfischer, eine beeindruckende Vielfalt an Seevögeln in ursprünglicher Natur. Der Schrittzähler des iPhones zeigte schon wieder 12 km an, also wurde es Zeit für einen letzten Besuch auf der Sonnenterrasse vom Café Schult, um danach gen Fähranleger in Wittdün zu fahren. Die Sonne meinte es weiter gut mit uns, so dass wir unsere Rückfahrt auf dem Sonnendeck der UTLANDE der Wyker Dampfschiffs-Reederei verbrachten.
Mein Fazit: Amrum ist ein Eldorado an vielfältigen Motiven auf engstem Raum und ein Traum, wenn das richtige Licht dazu kommt. Ich war bestimmt nicht das letzte Mal auf dieser kleinen Insel in der Nordsee.
Mehr Fotos vom Kurztrip nach nebenan gibt es in der Galerie unter Schleswig-Holstein.
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